Über Pfingsten hatte ich das Privileg, in dem wunderschönen Ort Braunsbach parallel während des Pfingstmarktes meine Werke aus verschiedenen Zeiten zu zeigen. Es sind viele Jahre vergangen, als ich das Dorf verließ.
Viele Zeitströme kamen an diesem Tag zusammen.
Der geschichtliche Zeitenstrom, an einer Wand hing ein großes Bild aus vergangen Zeiten, als dieser Raum noch als Synagoge benutzt wurde. Das Dorf hatte 2016 eine Naturkatastrophe – eine Flutwelle - überlebt, welche Häuser…niederriss und das Dorf in einem katastrophalen Zustand zurückließ. Dann mein persönlicher Zeitenstrom. Ich kehrte nach 41 Jahren zurück um meine Werke zu zeigen, nachdem ich das Dorf verlassen hatte, um die Welt und mich zu entdecken.
Mit zwei großen Koffern, in denen meine Bilder verpackt waren, bin ich mit der Bahn von der Schweiz nach Deutschland gereist. Mit der Unterstützung meines ältesten Bruders und dessen Familie lief alles wie am Schnürchen, als ich im Dorf ankam.
Austauch & Freude
Während der Ausstellung kamen viele Bekannte und fremde Gesichter und schauten sich die Bilder an. Anlässlich meiner Frage, welches Bild sie am meisten anspricht, entstanden auch interessante Gespräche. Unter den Vernissage Besucher gab es regen Austausch und Freude sich wieder zu sehen.
Dank dem Kuhmist
Der Titel meiner Ausstellung hiess „Dank dem Kuhmist“. Wider manche Erwartungen einiger Besucher, fanden sie keinen Kuhmist. Ja, weshalb dieser Titel für Frauenporträt, Landschaftsbilder und Abstraktionen?
Nun, es hat mit meiner Biografie zu tun, aufgewachsen bin ich auf dem Bauernhof in einer Großfamilie. In meiner Rede schaffte ich dann Klarheit, nachdem der Bürgermeister Hr. Hägele mich begrüßt hatte.
Betont habe ich das Privileg auf dem Bauernhof aufgewachsen zu sein, in einem Umfeld des Tätig- Seins und das konkrete Erleben der Naturprozesse. Die Kühe, welche im Stall oder auch auf den Wiesen verweilten, ließen uns auch Abenteuer erleben. Wie? Wenn abends zu später Stunde, die Nachbarn kamen und uns darauf aufmerksam machten, dass die Kühe, die ihre Weide verlassen hatten, das Weite suchten. Gemeinsam, jene die zuhause waren, gingen dann los und fingen die Kühe wieder ein, um sie dann sicher und heil wieder auf ihre Weide zu bringen.
Der Mist der Kühe wurde auf den Wiesen als Dünger verteilt, um das Wachstum – Entwicklung der Pflanzen – Natur zu fördern. Nun ja, Mist hat eine fruchtbare und furchtbare Konsistenz, welche ich im übertragenen Sinn erleben durfte. Gerade aus dieser privilegierten Zeit, meine Eltern waren 1927 geboren und somit geprägt von dem nationalsozialistischen Zeitgeist und dessen Auswirkungen, wurde in mir die stille Sehnsucht nach Schönheit und Wahrhaftigkeit geboren. Welche ich auch in meinen Bildern und Gedichten zum Ausdruck bringe.
Der emotionale Umgang innerhalb der Familie war der Zeit entsprechend, das Funktionieren – der Überlebungsmodus stand im Vordergrund. Trotz meinen vielen Geschwistern fühlte ich mich oft einsam und suchte Trost und Geborgenheit in der Natur. Meine Anders-artigkeit fand keinen Anklang im Gegenteil, aufgrund dessen verliess ich die Familie und das Dorf in frühen Jahren.
Mein Leben - geprägt von dem Streben nach Entwicklung.
Als ich bei der Rede vor den „Braunsbachern“ stand, erfüllte mich eine tiefe Dankbarkeit gegenüber meinen Eltern, dass sie mir das Leben ermöglicht haben und mir selbst gegenüber, dass ich den Mut fand meinen eigenen Weg zu gehen, damit meine Seele sich im weiten Raum entfalten konnte und kann.
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Konrad (Donnerstag, 30 Mai 2024 19:08)
Liebe Bernadette,
da hast du eine wunderbare Ausstellung in deinem Heimatdorf gemacht. Ich schaute mir voller Bewunderung die Fotos an und las die Texte und bedauere sehr, dass ich nicht dabei sein konnte. Danke fürs Teilen!
Herzliche Grüße, Konrad